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Gier schaltet Verstand aus

Leserbrief zum Artikel “Gastwirte wollen den Center Parc” im Weißenburger Tagblatt am 19.10.2020

Wenn sich Slow-Food-Anhänger mit Fast-Food-Restaurants verbünden, wenn sich Wirtschaftsjunioren, Yachtsport-Anhänger und Golfanlagenbetreiber zusammentun, dann liegt was in der Luft. Der süße Duft des schnellen Geldes dampft schon aus dem Schornstein der Erlebnisschifffahrt am Brombachsee. Nicht wenige haben den Duft gerochen und sich vereinigt für die Sicherung des Ganzjahresangebots. Denn ganzjähriger Umsatz ist besser, mehr Touristen ist besser – besser für wenige Betriebe. Aber ist es auch besser für die Region?

Eine Region besteht nicht nur aus Wirtschaftsbetrieben. Eine Region besteht zuallererst aus den dort lebenden Menschen. In unserer Region lebt es sich bisher gut. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, das Einkommen ist im Vergleich mit anderen Landkreisen in Deutschland hoch, höher als z.B. in Nürnberg. Die Lebenszufriedenheit ist in Franken höher als im Rest von Bayern.

Es befremdet daher sehr, wenn sich jetzt einige wenige Unternehmer aus der Tourismusbranche und Gastronomie zusammenschließen, um uns Bürgern einzureden, wie brauchen eine nachhaltige Entwicklung, damit unsere Region bekannter wird und mehr dies und das. Das ist nicht glaubhaft. Ein Slow-Food-Vertreter (Initiative für Kultur des Essens) macht gemeinsame Sache mit einer Fast-Food-Restaurantkette und ignoriert dabei nicht nur die Klimaziele, die sich seine Organisation setzt. Das ist peinlich. Der Hotel- und Gaststättenverband in Bayern bringt es auf den Punkt in seiner veröffentlichten Philosophie: „Im Mittelpunkt all unseres Handelns steht immer das Wohl unserer Mitglieder.“ Von Kunden und Anwohnern ist dabei nicht die Rede, geschweige denn von der Umwelt. Herzlich Willkommen Center Parcs! Sie passen gut in diese Runde.

Kilian Welser
Gunzenhausen