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Leserbrief des Försters

Folgenden Leserbrief des Försters Herbert Kraus (Pfofeld), der am 27.11.2020 im Altmühlboten erschienen ist, empfehlen wir allen ökologisch Interessierten zur Lektüre, weil er das derzeit betriebene Greenwashing von Center Parcs anhand tiefer Einblicke in den Munwald unserer Meinung nach treffend offenlegt:

Nachhaltigkeit wird hier nicht möglich sein

“Die Firma Center Parcs (CP) ließ vor kurzer Zeit die Broschüre “eine Chance für alle” in den Brombachsee-Anliegergemeinden verteilen. Darin wird geschrieben, dass das Unternehmen für Nachhaltigkeit stehe, der Ressourcenverbrauch ein wichtiges Anliegen sei und die Munafläche durch den Bau des Center Parc zu einem “naturnahen Erholungsgebiet” werde. “Schutz und die Rücksichtnahme auf Flora, Fauna und Habitate” seien beim Bau der Anlage “von enormer Wichtigkeit”.

Wie diese Aussagen zu bewerten sind, möchte dieser Beitrag im geoökologischen Vergleich der Systeme des momentan noch bestehenden Munawaldes mit dem von CP geplanten Ferienpark verdeutlichen. (Die Geoökologie untersucht den Fluss von Energie und Material in einem System, wie beispielsweise Wald oder einer Siedlung und ihre Auswirkungen auf Flora, Fauna und die unbelebte Natur).

Die auf etwa 120 Hektar im Munagelände vorgesehene Anlage wird mit 700 bis 1000 Häusern, Bädern, Spielplätzen, Gasthäusern, Geschäften, Lager- und Gerätehäusern, Verwaltungsgebäuden, Zufahrten und Parkplätzen bestückt werden. 3000 bis 4000 Besucher und Beschäftigte werden kommen und gehen. Damit werden sich auf dem Gelände 2500 bis 3300 Menschen je Quadratkilometer aufhalten. Im Vergleich dazu leben im Dorf Pfofeld rund 1900 Menschen je qkm, in der Großstadt München 4800 Bewohner. Der Freizeitpark am Brombachsee wird eindeutig städtischen Charakter aufweisen – ein urbanes System bilden. Urbane Systeme führen in großem Umfang Energie, Wasser und Nährstoffe von außen zu. Ein großer Teil der Abfälle, Abwasser, Abgase, Staub und Lärm wird als “Output” an die umliegenden Gebiete und darüber hinaus verteilt. Ressourcenrückgewinnung ist nur begrenzt möglich und sehr aufwendig.

Flora und Fauna können in diesem dicht besiedelten Umfeld nur eine untergeordnete Rolle spielen. Platz ist dafür nur begrenzt verfügbar. Die Besucher der Anlage erwarten außerdem eine “gepflegte”, “kurzgeschorene” Kulisse. Wie sollen da Artenvielfalt und natürliche Entwicklung möglich werden? Einige Steinhaufen, Totholzstöße, Tümpel, Insektenhäuser und isolierte Baumgruppen werden in diesem unruhigen Spaßgelände nur als “Feigenblatt” für intakte Natur dienen.

Die Behauptung von CP, dass auf dem Munagelände ein “naturnahes Erholungsgebiet” entstehen wird, ist unsinnig. Die Besucher werden das Umfeld einer durchgrünten städtischen Siedlung vorfinden.

Ökologische Nachhaltigkeit wird in dieser Anlage ebenfalls nicht möglich sein, denn Flora und Fauna wird immer von Eingriffen des Personals abhängig bleiben. “Gewähren lassen” und ein Kreislauf ungestörter natürlicher Prozesse wird unter den genannten Bedingungen nicht ermöglicht.

Der momentan noch bestehende vielfältige Munawald erfüllt die Kriterien eines naturnahen Ökosystems beinahe vollständig. Sein Energiehaushalt und Stoffwechsel nutzt die vorhandenen natürlichen Ressourcen des Bodens, der Luft und der Sonne. Er vorsorgt sich selbst im natürlichen Kreislauf und liefert als “Output” Sauerstoff, Wasser, Holz und kostenlose Erholung für Menschen.

Er steht für ökologische Nachhaltigkeit, Erhalt einer vielfältigen Flora und Fauna, liefert kostenlos Ressourcen und ermöglicht nach dem Abbau der Muna-Altlasten, Besuchern wirklichen Naturgenuss.

CP möchte diesen wertvollen Wald weitgehend beseitigen und schreibt respektlos und irreführend von Nachhaltigkeit, Schutz von Flora und Fauna und Naturnähe in ihrer geplanten Ferienanlage.”

Herbert Kraus, Pfofeld