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Bettenzahlen des Tourismusverbandes nicht sauber nachvollziehbar

Im Fränkischen Seenland gebe es immer weniger Betten, das behauptet zumindest der Tourismusverband und so steht es auch im aktuellen Prospekt von Center Parcs unter dem Punkt „Fakten“. Die Fakten sehen aber nach Ansicht der ÖDP in Wirklichkeit etwas anders aus.

Rückblick: Der Geschäftsführer des Tourismusverbands Fränkisches Seenland Hans-Dieter Niederprüm berichtete vor wenigen Monaten in einem Interview mit der Sendung „quer“ des Bayerischen Rundfunk, dass es in Zeiten seines Vorgängers noch knapp 9.000 Betten gegeben hätte, vor 10 Jahren seien es noch 7.500 gewesen und aktuell gebe es noch ca. 5.600 Betten.

Center Parcs schreibt im Prospekt, dass es vor 20 Jahren noch knapp 10.000 Betten gab und im Jahr 2019 nur noch 4599 Betten gibt.

Woher kommen diese Zahlen?

Auf Nachfrage von ÖDP-Kreisvorstandsmitglied Kilian Welser beim Tourismusverband gab Herr Niederprüm die Auskunft, dass ihm die Zahl von 9.000 Betten, die es ursprünglich mal gegeben habe, vom früheren Leiter des Tourismusverbands mitgeteilt worden sei. Der Tourismusverband unterscheide auch nach gewerblichen Betten und nach privaten Betten. Zum Einzugsgebiet des Fränkischen Seenlands gehörten die Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen, Roth und der Kreis Ansbach. Der Tourismusverband erfasse aber nicht den kompletten Bettenbestand der Landkreise, sondern nur Teile der Gemeinden, nämlich die Mitgliedsgemeinden. Es würden Durchschnittswerte aus dem gesamten Jahr zugrunde gelegt.

Welser resümiert: „Es wurden also Zahlen eines Vorgängers und nur ausgewählte Gemeinden ohne Camping-Schlafgelegenheiten für die Veröffentlichung herangezogen“.

Offizielle Zahlen der Statistikämter zeigen einen leichten Anstieg der Bettenzahlen

Offizielle Bettenzahlen veröffentlicht das Statistische Landes- und Bundesamt jährlich im Tourismusreport. Dort werden Betriebe mit mehr als acht Schlafgelegenheiten erfasst. Der Tourismusverband nennt diese Zahlen den „gewerblichen Bereich“. Hier sieht es so aus, dass die Zahlen im selben Zeitraum sogar angestiegen seien. Im Juli 1999 veröffentlichte das Statistische Bundesamt eine Bettenzahl von 14.140 für die Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen, Roth und Ansbach. 20 Jahre später im Jahr 2019 waren es 15.096 Betten.

„Die Auswahl der Zahlen durch Niederprüm und Center Parcs, die man der Öffentlichkeit präsentierte, erscheint mehr als willkürlich. Wenn man nur „Betten“ heranzieht, Camping-Plätze ignoriert und nur ausgewählte Gemeinden betrachtet, aber alle Gemeinden darum herum vernachlässigt, welche Aussagekraft haben dann diese Zahlen?“, fragen sich die Ökodemokraten.

„Es könnte zum Beispiel sein, dass private Betten in Nachbargemeinden des Fränkischen Seenlands entstanden sind, die überhaupt nicht gezählt werden. Die Aussagekraft der Zahlen des Tourismusverbands sind auf jeden Fall zweifelhaft.“, so die ÖDP.  Die Zahlen des aktuellen Center Parcs Prospektes seien übertrieben und deckten sich weder mit den Zahlen des Tourismusverbands, noch mit offiziellen Zahlen. Die ÖDP betrachtet den Prospekt daher als irreführend.

Wenn man einen Indikator für den Zustand der Tourismusbetriebe wolle, seien aus der Sicht der ÖDP die Übernachtungszahlen wichtiger als die Bettenzahlen. „Die Übernachtungszahlen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind zum Beispiel seit Jahren ansteigend“, zeigt sich die ÖDP mit dem Zustand des Fränkischen Seenlands durchaus zufrieden, „man muss das jetzt nicht schlechtreden!“.

Unsere Recherche basiert auf den Veröffentlichungen des statistischen Bundesamts. Die Zahlen sind hier zu finden:

https://www.statistischebibliothek.de/mir/receive/DESerie_mods_00001640

Weitere Zahlen finden sich in der Genesis Datenbank:

https://www.statistikdaten.bayern.de/genesis//online/data?operation=table&code=45511-001z&levelindex=1&levelid=1606834710244